Das sprechende Haus von Raschau

23 Nov 2016
Im sprechenden Haus verbirgt sich viel Technik.
Im sprechenden Haus verbirgt sich viel Technik. Programmierer Thomas Lenk von der NSC GmbH in Lichtenstein sorgt dafür, dass die zukünftigen Mieter mit ihrer Wohnung kommunizieren können. Foto: Katja Lippmann-Wagner

Noch ist das Mehrfamilienhaus an der Beethovenstraße 24 eine Baustelle. Doch bald soll es seinen Mietern außergewöhnlichen Luxus bieten.

Raschau. Es sieht aus wie ein ganz normales Haus: das Raschauer Mehrfamilienhaus an der Beethovenstraße 24, das der Wohnungsgesellschaft Raschau GmbH gehört. Dieses Haus jedoch wird zu einem hochmodernen Gebäude umgebaut. Im Gebäude wird gewerkelt. Das Geländer hat noch den Charme aus DDR-Zeiten. Einige Wohnungen muten aber durch bereits geflieste Wände und verlegte Fußböden schick und modern an. Richtig interessant aber wird es in der zweiten Etage. Dort steht Thomas Lenk von der NSC GmbH Lichtenstein an einem Laptop. Der Computer ist direkt mit dem Sicherungskasten verkabelt. Selbst einem Laien fällt auf, dass der Sicherungskasten deutlich größer ist, als man das normalerweise kennt.

Der Grund: Dort laufen die Adern einer sprechenden Wohnung zusammen. Läuft im Bad das Wasser über die Wanne oder eine Waschmaschine aus, melden Sensoren dies sofort - und der Haupthahn wird abgedreht. "Bad und Küche werden auf Wunsch überwacht", sagt Lenk. So bleibt weder versehentlich der Herd an, noch wird die Wohnung unter Wasser gesetzt. Leckagemeldung heißt das im Fachjargon.

Hat der Mieter die Wohnung verlassen und sich bei ihr ordnungsgemäß abgemeldet, kann eine Art Alarmanlage angehen, sobald sich jemand unerwünscht in den Räumen bewegt. Thomas Lenk macht es vor: Wie von Geisterhand beginnen plötzlich in der gesamten Wohnung die Lampen zu blinken. "Man kann das auf Wunsch noch weitertreiben und beispielsweise den Hinweis des Einbruchs an eine Sicherheitsfirma weiterleiten", so Lenk. Kommt der Mieter in seine Wohnung zurück und meldet sich an, wird er durch eine freundliche Stimme begrüßt. Die Möglichkeiten seien enorm vielfältig. Die Grundausstattung habe jede Wohnung im Haus, was davon genutzt werde und was nicht, liege in den Händen der Mieter.

"Das Haus ist 1971 als Ledigenwohnheim gebaut worden", erklärt Kai Schwengfelder, Geschäftsführer der Wohngesellschaft Raschau GmbH. Im Haus gab es 28 Wohneinheiten, der Boden war nicht ausgebaut. Jetzt befinden sich auch dort drei komfortable und großzügige Dachschrägen-Wohnungen. Als die Frage stand: Abriss oder Ausbau, entwickelte Schwengfelder sehr schnell eine ungewöhnliche Idee. "Ein mitalterndes Haus sollte es werden", sagt er. Erste Gedanken gab es dazu bereits 2013, mit der Entkernung konnte 2015 begonnen werden. Doch der Weg war nicht einfach, übernimmt die Wohnungsgesellschaft doch eine Art Pionierrolle in der Region. Die Lichtensteiner Firma hat mit der sogenannten Gebäudeautomation bisher etwa 500 Objekte ausgestattet.

Doch allein die Tatsache, dass bis auf eine Wohnung alle vermietet sind, spricht für sich. Natürlich hat ein mitalterndes Haus noch andere Aufgaben zu erfüllen. "Sämtliche Wohnungen sind schwellenlos - vom Eingang bis zum Balkon", sagt Schwengfelder. Einer der beiden Treppenaufgänge ist einem Fahrstuhl gewichen. Läuft alles nach Plan, können die Mieter Anfang 2017 einziehen.

Quelle: Freie Presse - 18.11.2016

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