Willkommen im Wohnen der Zukunft

17 Jan 2017
Armin Barth (r.) lässt sich von Produktmanager Frank Brylok die Bedienung der Video- und Hausschließanlage erklären. Egal, wie oft man die Knöpfe drückt: "Fehlbedienungen sind ausgeschlossen", sagt Brylok. Foto: Kindt-Matuschek
Armin Barth (r.) lässt sich von Produktmanager Frank Brylok die Bedienung der Video- und Hausschließanlage erklären. Egal, wie oft man die Knöpfe drückt: "Fehlbedienungen sind ausgeschlossen", sagt Brylok. Foto: Kindt-Matuschek

Lauter-Lauter-Bernsbach/Raschau. Sie können es kaum erwarten. Nur noch drei Tage, dann rollt bei Elfriede und Armin Barth das Umzugsauto vor. Noch wohnt das Rentnerehepaar in Lauter, sitzt aber bereits auf gepackten Koffern und Kisten und freut sich aufs neue Zuhause in Raschau.

Doch es ist nicht nur ein Umzug, sondern vielmehr eine Zeitreise, die das Ehepaar unternimmt. Denn sie gehören zu den Erstbeziehern des Hauses Nummer 24 an der Beethovenstraße in Raschau - und das ist ein sehr futuristisches. Nicht äußerlich, da ist es ein ganz normales saniertes Gebäude mit 18 Zwei- und Drei-Raum-Wohnungen, von denen jede auch einen Balkon hat. Die Besonderheit ist das Innenleben. Zwar freut sich Elfriede Barth vor allem auf den Fahrstuhl, der direkt bis zu ihrer Wohnung unterm Dach fährt. Aber ein Fahrstuhl gehört da schon zu den normalsten Dingen. In dem Haus steckt weit mehr Technik, die speziell älteren Menschen ein möglichst langes selbstbestimmtes Wohnen ermöglicht.

Das liegt an der "intelligenten Haustechnik", die eingebaut wurde, erklärt Kai Schwengfelder, der Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft (WG) Raschau-Markersbach. Sein Unternehmen hat in Zusammenarbeit mit der Envia M und der Firma NSC das Konzept erdacht und umgesetzt. Ohne einen Euro Fördermittel. Das war gewollt, denn es soll Schule machen. Es soll eine wirtschaftliche Lösung aufzeigen. "Alles andere wäre Augenwischerei", so der WG-Chef. Der Mietpreis kalt beträgt 5,60 Euro pro Quadratmeter. Nur noch eine Wohnung ist frei.

Wenn Elfriede und Armin Barth künftig ihre neue Wohnung betreten, werden sie beim Lichtanknipsen durch eine Stimme aus dem Lautsprecher begrüßt. Wenn sie gehen und den Schalter an der Tür betätigen, dann heißt es nicht nur "Auf Wiedersehen", sondern es schalten sich überall in der Wohnungen die Lampen aus, ebenso der Herd. Kühlschrank, Gefriertruhe und Waschmaschine bleiben indes am Stromnetz, könnte ja sein, die Waschmaschine soll in Abwesenheit einen "Kessel Buntes" waschen. Sollte jedoch die Wasserzuleitung ein Leck haben oder der Schlauch sich lösen und Wasser das Zimmer fluten, so erkennt ein Sensor die Nässe und meldet den Defekt sofort in der Zentrale der Hausverwaltung. Das geschieht auch, wenn die Badewanne überläuft. In Bad und Küche liegen solche Sensoren am Boden.

Ist die Luftfeuchtigkeit über längere Zeit im Raum zu hoch, wird der Mieter darauf hingewiesen: "Bitte lüften sie das Bad." Sensoren messen Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit, daraus berechnet sich die Gefahr für eine Schimmelbildung. "Das ist die sogenannte Schimmelwarnung", so Schwengfelder. Die ertöne jedoch nicht permanent, sondern nur dann, wenn der Mieter durch seinen Flur läuft. Die Sensoren in den Rauchmeldern an der Decke nehmen die Bewegungsprofile wahr und geben die Information gezielt ab. Bedeutet: Zahlreiche Sensoren "überwachen" die Mieter, "aber nur zu deren Sicherheit", heißt es. "Es geht nichts nach draußen. Die Daten bleiben intern", so Schwengfelder. Es sei denn, der Mieter wünscht, dass zusätzliche Sicherheitssysteme aktiviert werden. Die seien bereits in der hausinternen Software eingebaut. Da gibt es beispielsweise eine Hilfebedarfserkennung: Sensoren, die eine Information an bestimmte Personen wie die Kinder oder den Pflegedienst weitergeben, wenn sich der Mieter nicht wie gewohnt bewegt.

Von der Fußbodenheizung in allen Zimmern sehen die Mieter nur einen Tastschalter. Drei Heizstufen sind voreingestellt und abrufbar. Elfriede und Armin Barth, beide über 70 Jahre, haben sich bewusst für die Hightech-Wohnung entschieden, eben weil sie älter werden und sich Gedanken um die Zukunft gemacht haben. Und sie wollten nie wieder einen privaten Vermieter, nachdem sie schon zweimal wegen Eigenbedarfs des Vermieters ihre Wohnungen räumen mussten. "So freundlich, wie man hier mit uns umgeht, das hat uns regelrecht erschlagen", sagen sie. Raschau ist zudem kein Neuland. Sie haben bereits von 2003 bis 2009 hier gewohnt, haben etliche Freunde im Ort und dementsprechend viele Helfer beim Umzug.

Quelle: Freie Presse - 13.01.2017

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